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Wissenswertes über Training

Warum ist Training so wichtig? 

 

Letztlich ist Training oder Ausbildung eigentlich nur eine Möglichkeit mit unserem nicht-sprechendem Familienmitglied, unserem Hund, zu kommunizieren. Wie sollten wir sonst mitteilen können, welche Verhaltensweisen des Hundes in unserem menschlichen Umfeld gefragt und wichtig sind und folglich das Zusammenleben für beide Seiten leichter machen.  Würden wir uns wie ein Hund (oder wie so oft kolportiert, wie ein Rudelführer verhalten) wäre das wohl eher anstrengend, v.a. wenn man sich vorstellt man müsste sich über das Hinterlassen von Urinspuren, Ohrenspiel oder gar Schwanzwedeln mitteilen - ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir die vielen Nuancen der Kommunikation unserer felligen Freunde wohl niemals annähernd beherrschen würden. 
Auf der anderen Seite sind unsere Hunde als hochsoziale Wesen aber sehr wohl in der Lage einzelne Worte unserer Sprache oder Gesten zu erlernen bzw. mit erwünschten Verhaltensweisen zu verknüpfen. Training bedeutet also, unserem Hund freundlich und mit Spaß beizubringen, bereitwillig und gerne auszuführen, was wir von ihm wollen. Ich würde gedanklich sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass es unsere Pflicht ist, unseren Hund mittels Training bestmöglich auf das Zusammenleben mit uns Menschen vorzubereiten - das sind wir ihm in gewisser Weise auch schuldig. 
Unabhängig davon, ist es wesentlich einfacher, kürzer und effektiver den Hund zu lehren "was man will", als all die Dinge, "die man nicht will" immer wieder zu verhindern - was leider dann oft mit Bestrafen oder häufigem "Nein"-Schreien einhergeht.

Des Weiteren bietet Training folgende positive Aspekte:

  

  • Körperliche Betätigung
  • Geistige Stimulation und Auslastung
  • Erlernen von kooperativem Verhalten – insbesondere für das Leben in unserer menschengeprägten Umwelt, das oftmals mit Reizüberflutung einhergeht
  • Stärkung der Bindung zwischen Hund und Halter


Wie „geht“ Training?


  1. Verhalten etablieren
  2. Verhalten unter Signalkontrolle bringen
  3. Verstärkerplan ausdünnen 
  4. Generalisieren des Verhaltens (inkl. z.B. Dauer, Entfernung, Ablenkung, Schwierigkeit)


Viele Trainingsprogramme hören schon nach dem ersten bzw. zweiten Punkt auf und daher wird das erwünschte Verhalten nicht „jederzeit abrufbar“ und folglich auch nicht für die Ausführung in schwierigen Situationen erlernt.

Beispiel: Zuhause oder im Garten folgt der Hund bereitwillig den Signalen Sitz oder Platz. Sobald man diese Signale aber draußen in Situationen abrufen will, wo relativ viel Ablenkung herrscht (z.B. andere Hunde oder interessante Gerüche bzw. Schnüffelstellen), reagiert der Hund entweder nicht oder braucht gefühlt eine halbe Ewigkeit und 5 Aufforderungen bis er das gewünschte Verhalten zeigt - wenn überhaupt. Die Position hält er dann auch nicht besonders lange und rumpelt plötzlich wieder los und der Besitzer schreit ihm hinterher und schimpft. Dies ist ein klassisches Beispiel für fehlendes Generalisieren des Verhaltens: Sitz oder Platz wurde offensichtlich nicht ausreichend in verschiedenen Umgebungen (Straße, Wald, Feldweg etc.), nicht auf Dauer (bspw. Sitz gilt solange bis es entweder aufgelöst oder von einem anderen Signal abgelöst wird) und nicht unter Ablenkung (andere Hunde, viele Menschen, spannende Gerüche etc.) trainiert. 

 

Ergo: Es kann in der zuvor geschilderten Situation nicht funktionieren! Dies ist aber nicht der Fehler des Hundes, sondern ein Trainingsfehler (wenn man überhaupt von Fehler sprechen will): Der Hund soll etwas ausführen, was er (noch) nicht vollständig gelernt hat.  Oder anhand eines anderen Beispiels dargestellt: das ist wie ein Erstklässler, der auf einmal einen ganzen Aufsatz schreiben soll...?!? Das würde wahrscheinlich kein Lehrer ernsthaft verlangen wollen. 

 

Wichtig: Training muss allen Beteiligten Spaß machen und soll eine Bereicherung für Halter und Hund darstellen, es darf kein Zwang herrschen, wie es leider so oft der Fall ist: Zwang blockiert Lernen! Gutes Training darf den Lerner nicht überfordern und sollte möglichst fehlerfrei aufgebaut werden, um stetigen Erfolg für den Lerner und spätere Zuverlässigkeit des Gelernten zu gewährleisten.


Und weniger ist mehr! Kurze Einheiten mehrmals am Tag (5 -10 Minuten) sind besser als lange, ermüdende Trainingseinheiten.


 

Was bedeutet "positive Verstärkung" oder Trainieren mit einem "positiven Verstärker" eigentlich genau?

Definition Verstärker:
Ein Verstärker ist ein Stimulus, der, wenn er in Abhängigkeit von einem Verhalten hinzugefügt oder entfernt wird, das zukünftige Niveau dieses Verhaltens bei nachfolgenden Gelegenheiten erhöht oder aufrechterhält. 

(Quelle: CASI Glossary of behaviorological terms and abbreviations)

Positiver Verstärker:

Ein positiver Verstärker ist somit ein Verstärker, der im Training unmittelbar während oder sofort nach dem Auftreten eines erwünschten Verhaltens hinzugefügt wird und – bei richtigem Timing – die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Verhaltens in der Zukunft erhöht ("positiv" ist in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit "hinzufügen"). Man könnte auch sagen, es ist eine unmittelbare auf das Verhalten folgende Konsequenz (ein Erfolg), die das Verhalten stärkt. 
Dies kann z.B. das Geben von Futter sein (Leckerli) oder aber auch Zugang zu Spielzeug oder der Zugang zu einer Schnüffelstelle o.Ä.


Wichtig ist, dass immer der Hund entscheidet, was für ihn letztlich ein Verstärker ist (sonst wäre es ja keiner) und dies kann von Hund zu Hund variieren.

Beispiel: wenn ich dem Hund lobend gemeint über den Kopf streichle, ist dies häufig kein positiver Verstärker in einer Trainingssituation, da der Hund dies nicht als schön und angenehm empfindet und einfach nur erträgt (weil sein Mensch das gerne macht und meint, dass dies ist ein Verstärker für den Hund ist - wahrscheinlich ist es aber eigentlich ein Verstärker für den Menschen). Dies aber – wie gesagt – nur als Beispiel und kleine Anmerkung oder Denkanstoß am Rande.


Training mit positiven Verstärkern:
Einfach ausgedrückt, erhöht man durch das Hinzufügen eines Verstärkers die Motivation des Hundes, das jeweilige Verhalten in Zukunft wieder bzw. häufiger zu zeigen. 

Und das ist ja das, was wir mit Training am Ende des Tages erreichen wollen.

Deshalb ist Training mit positiver Verstärkung mittlerweile auch der Goldstandard in professionellen Trainerkreisen weltweit – praktisch frei von Nebenwirkungen, im Gegensatz zu Training über Strafe und Gewalt, Schock oder den Entzug von Verstärkern (genauer gesagt Entzug von Zugang zu Verstärkern).

 

Der Zugang zu positiven Verstärkern ist zudem weitaus motivierender als die Vermeidung von Bestrafung - das sollte jedem Menschen auch aus eigener Lernerfahrung einleuchten.


Dies führt uns gleich zum nächsten wichtigen Stichwort: die Motivation.


Ohne Motivation findet kein Lernen und folglich keine Verhaltensänderung statt. Dies liegt in der Natur der Sache: ein neues oder anderes Verhalten muss sich für ein Lebewesen lohnen – es ist ja zunächst mit Aufwand verbunden. Sonst macht es, biologisch gesehen, keinen Sinn dafür Energien zu verschwenden und es wäre sinnvoller und effizienter beim „Alten“ zu bleiben. Lernen ist aber dennoch eine biologische Notwendigkeit, weil es die Fähigkeit beinhaltet sich an neue Gegebenheiten im Laufe eines Lebens anzupassen.

Was sagt uns das fürs Training: wir müssen also immer eine Motivation für den Hund schaffen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen bzw. ein Verhalten zu ändern oder ein Alternativverhalten zu zeigen. Der Hund wird es nicht nur aus Liebe oder Zuneigung tun oder weil wir uns das so sehr wünschen oder weil wir meinen der Rudelführer zu sein, sondern „es muss etwas für ihn drin sein“!

 

Letzteres gilt im Übrigen für alle Lebewesen, auch für uns (wenn auch nicht immer so direkt bzw. im Hier und Jetzt wie bei Tieren, d.h. unsere Motivation kann weiter in der Zukunft liegen, wenn wir bspw. auf etwas sparen oder auf eine Prüfung/Abschluss lernen).

  

Nun kommen wir zu dem Punkt, wo einige Hundehalter sagen: „ich kann und mag dem Hund nicht immer für jede Kleinigkeit Futter geben müssen“. Klar, das kann man nachvollziehen, aber wenn man es richtig aufbaut (siehe „wie geht Training, Punkt 3), dann reduziert man das im Laufe des Trainingsfortschritts auch bald wieder und kann dies mit Zugang zu natürlichen Verstärkern in der Umwelt (Freilauf, Schnüffeln, Spielen, Pfütze springen😉) ersetzen bzw. die Frequenz der positiven Verstärkung erheblich ausdünnen. Man gibt nur hin und wieder ein Leckerli für das erwünschte Verhalten (nach dem Zufallsprinzip wie im Glücksspiel... man weiß nie wann man gewinnt, aber es passiert immer wieder, so dass man immer weiterspielt); dies bezeichnet man als „ein Verhalten aufrechterhalten“.

 

Alternativ kann man natürlich statt eines Leckerlis auch immer ein Spiel (Zergeln oder Rennspiel) oder etwas anderes, was der Hund gern macht, anbieten. Hier sind theoretisch keine Grenzen gesetzt und man kann hier situativ entscheiden, und natürlich auch mit Abwechslung arbeiten. In der Praxis eignet sich Futter einfach gut, weil es für die meisten Hunde ein fast unschlagbarer Verstärker ist und es schnell und unkompliziert dem Hund gegeben werden kann (außerdem sorgt es i.d.R. für sehr positive Emotionen - wichtig, wenn es sich um die Arbeit mit Problemverhalten handelt, insbesondere wenn dies mit Angst und Unsicherheit einhergeht).

 

Training mit positiver Verstärkung bei Problemverhalten:

Für manche Ohren klingt dies widersinnig bzw. man kennt das aus der Vergangenheit bzw. der alten (Hunde-)Schule eher so: Wenn der Hund nicht folgt oder sich bzw. einer Aufgabe verweigert, dann macht man ihm unwiderruflich klar, wer das Sagen hat - notfalls mit Gewalt.
Wenn der Hund also z.B. andere Hunde draußen an der Leine anbellt (i.d.R. aus Angst und Unsicherheit), wenn er also nicht gehorcht, dann wird er bestenfalls angeschrien oder aber geblockt, gewürgt (mit der Leine/Halsband), weggezerrt, manchmal gar geschlagen,  usw.... ich mag die Liste gar nicht vervollständigen müssen.
Manche sagen dazu auch, dass der Hund damit Unterordnung lernt oder gar den absoluten Gehorsam bzw. die richtige Zusammenarbeit mit dem Menschen und man sich keinesfalls vom Hund dominieren lassen sollte. Weitere Informationen über die Hintergründe bzw. das hartnäckige Bestehen des Dominanzmodells finden Sie unter Hundewissen.


I
n diesem Zusammenhang möchte ich gerne John Bradshaw aus seinem Buch „Dog Sense“ zitieren: 

„Im besten Fall löscht dieser Ansatz (Anm.: Dominanzmodell) jegliche Freude aus, die mit der Haltung eines Hundes verbunden ist“.

(Bradshaw, J. (2012); S. 94. Dog Sense. Basic Books, Paperback)


Hintergrund für die Anwendung von Gewalt und Strafe ist sicherlich auch die Tatsache, dass sie eine gewisse Wirkung auf das gewünschte Hundeverhalten hat - zumindest kurzfristig. Der Hund wird ggfs. nicht mehr bellend in die Leine springen, wenn ihm die Luft sekundenlang abgeschnürt wurde oder nicht mehr am Menschen hochspringen, wenn er dafür einen heftigen Kinnhaken kassiert hat.  Aber er lernt durch Strafe und Gewalt nicht das gewünschte Verhalten, er vermeidet oder unterdrückt nur sein Verhalten – das ist ein sehr wesentlicher Unterschied! Warum also, bringen wir unserem Hund nicht bei, was für ein Verhalten wir wollen und fördern und verstärken dieses?

Interessant ist m.E. auch, dass Training über Strafe und Gewalt in unserem Kulturkreis vor allem noch bei Hunden und Pferden angewendet wird, da diese beiden Tierarten dies  bis zu einem relativ hohen Grad (vermeintlich)  tolerieren und wir hier oft einen Mix aus Hobby-Trainern und semi-professionellen Trainern haben, die es oftmals nicht anders gelernt haben (siehe Dominanzmodell). Niemand würde heutzutage in einem professionellen zoologischen Umfeld auf die Idee kommen z.B. Löwen, Bären, Elefanten oder aber auch Affen oder Pinguine mit Gewalt auszubilden - und auch in diesem Umfeld findet sehr viel Training hinter den Kulissen statt, z.B. für das tägliche Handling und die Pflege, medizinische Kontrollen und Versorgung oder reibungslosen Gehege- und Käfigwechsel bei Reinigungsvorgängen. Auch Verlegungen bzw. Transporte in andere Zoos werden oft wochenlang im Vorfeld mittels positiver Verstärkung trainiert, um die Belastung und den Stress für die Tiere möglichst gering zu halten. 


Mittel- bis langfristig betrachtet beinhaltet die Anwendung von Strafe und Gewalt erwiesenermaßen auch erhebliche Nebenwirkungen mit Reaktionsmustern wie z.B. Flucht, Aggression, Panik/Angst oder (Reaktions-)Depression und Apathie. Daraus resultierende aversive emotionale Verhaltensweisen sind robust, resistent und schwer zu ändern. In gefühlt ausweglosen Situationen (d.h. kein Entkommen möglich) können schlimmstenfalls Reaktionen wie Selbstverstümmelung, Gegenangriff oder aber stereotype Verhaltensweisen (z.B. zwanghaftes Wundlecken der Pfoten, Dauerbellen oder Winseln, ständige Unruhe/rastloses Umherlaufen) und weitere Störungen entstehen. 

(Quelle: Chance, P. (2014). S. 248; Learning and Behavior (7th edition). Cengage Inc.)


Die gute Nachricht ist also, dass nicht nur gewünschtes Verhalten sondern auch die Änderung von Problemverhalten in den meisten Fällen mit Training auf Basis positiver Verstärkung erreicht werden kann – nachhaltig und dauerhaft.
Eine fundierte Ausbildung über die Grundgesetze des Lernens und Verhaltens bzw. Kenntnisse der modernen Lerntheorie auf wissenschaftlicher Basis macht dies möglich – es ist zum Glück eigentlich kein Hexenwerk.


Happy Training!


 

Dr. Susan G. Friedman - What's wrong with this picture? Effectiveness is not enough
Für Trainings-Enthusiasten: Ein sehr empfehlenswerter Aufsatz von Dr. Susan G. Friedman über die Auswahl von Verfahren zur Verhaltensänderung unter ethischen Gesichtspunkten.
What's Wrong With This Picture - German Translation.pdf (892.04KB)
Dr. Susan G. Friedman - What's wrong with this picture? Effectiveness is not enough
Für Trainings-Enthusiasten: Ein sehr empfehlenswerter Aufsatz von Dr. Susan G. Friedman über die Auswahl von Verfahren zur Verhaltensänderung unter ethischen Gesichtspunkten.
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